Die Angst, dein bester Freund – Alexander Huber

14. Juni 2014 - Literatur

Die Angst gehört zum Klettern, wie zu jeder Sportart mit erhöhten Risiko und Restfaktoren die man nie vollständig unter Kontrolle haben kann. Und nicht nur Anfänger werden sich früher oder später einmal damit auseinander setzen müssen, auch ein erfahrener Kletterer wie der jüngere Huberbuam – Alexander Huber – ist an dem Thema nicht vorbei gekommen. Nachfolgend drei interessante Zitate aus seinem Buch Die Angst, dein bester Freund. Ich möchte gleich vorweg schicken, dass ich dieses Buch nur jedem empfehlen kann. Einzig man darf nicht erwarten, darin Tipps zu finden, wie man besser klettert oder spezifische Hinweise dazu, wie man seine Angst los wird.

Den allgemeinen Tipp der Angst zu begegnen, gibt es dann aber doch schon zu Beginn des Buches.

Das Vorgehen in kleinen Schritten ist zwingend, wenn man nahe am Limit operiert, denn nur ein einziger großer Schritt könnte fatale Folgen haben. Ich füttere mich mit kleinen Aufgaben, die ich imstande bin zu lösen. […] Dieser Prozess dauert viele Jahre, und dazu gehört Erfahrung. […] Die zweite Fähigkeit […] ist die Kompetenz. Nur wer kompetent auf seinem Gebiet ist, besitzt die Fähigkeit, sich selbst halbwegs realistisch einschätzen. […] Es geht darum, zu fragen: Bin ich schon so weit? Bin ich bereit? – S.46f

In dem Abschied klingt es schon heraus. Es geht nicht darum die Angst zu bekämpfen, sondern sie zu Nutzen. Die Angst hilf die eigenen Fähigkeiten und die Gesamtsituation zu hinterfragen und nicht aus Übermut oder Leichtsinn Dummheiten zu begehen.

Das Erste, was ich […] gelernt habe, war die Fähigkeit, mein Bewusstsein für unsichere Situationen zu schärfen. […] jede auch noch so kleine Gefahr wahrzunehmen. […] Denn es ist alles andere als selbstverständlich oder auch nur Zufall, dass ich mittlerweile 25 Jahre extremen Alpinismus überlebt habe. – S. 99

Dennoch darf man nie in Routine verfallen, wie Thomas und Alexander am Ende des Buches (im Interviewstil) nochmals heraus stellen.

Alexander: […] an der Route “Zodiac”, ist Thomas mal ohne Sicherung los geklettert. Das ist eine Wand im oberen zehnten Schwierigkeitsgrad. […] Nach den ersten Kletterzügen schrie ich zu ihm hoch: Hey, du bist gar nicht angeseilt! […]
Thomas: 90 Prozent der Unfälle passieren wegen solcher Unachtsamkeit, da ist man einfach gedankenlos unterwegs. Ein befreundeter Bergsteiger ist […] nachts aus dem Zeit, weil er pinkeln musste. Dabei flog er in eine Gletscherspalte. Ein anderer stolperte am Berg über seine Schnürsenkel, er stürzte ab und starb. – S. 177

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man auf seine Angst hören muss. Warum vertraut man einer Situation nicht? Wie kann ich mich der Situation annähern? Was reduziert bestimmte Ungewissheiten?

Oder konkret – wenn ich Angst vorm Stürzen habe: Weiß ich das mein Sicherungspartner kompetent ist? Ist das Material in Ordnung? Muss ich mit einen 5 Meter Vorstiegssturz anfangen oder ist ein 10 cm Topropesturz oder Schnelles Ablassen der bessere Weg mich mit der Situation anzufreunden? Wichtig ist hier nur die Regelmäßigkeit und die Steigerung zu einem gut definierten und überprüfbaren Ziel. Ein “schlechter” Sturz kann den Erfolg von 100 “Guten” zu Nichte machen und so ist es durchaus legitim auch mal  zu sagen: Heute nicht!

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