Einkaufzettel für den Anfänger

20. Oktober 2014 - Klettern

Wenn man als Anfänger mit den Klettern beginnt, kommt man relativ schnell an den Punkt, ab dem man sein Material nicht immer in der Kletterhalle oder bei Freunden ausleihen will. Doch was braucht man alles zum Einstieg und woran kann man erst mal sparen?

HMS-Karabiner

© CC-BY-NC-SA-4.0 - mheinzerling.de

Das absolute Minimum an Material für einen Anfänger sind drei Dinge: der Gurt, die Schuhe und ein HMS-Karabiner.

Fangen wir mit dem Einfachsten an: dem HMS-Karabiner. Hier gibt es eigentlich nicht viel zu beachten und es kann nach Preis und Farbe im Fachhandel gewählt werden. Wenn man etwas mehr investieren möchte, gibt es auch von verschiedenen Herstellern in verschiedenen Ausprägungen HMS-Karabiner mit Bügel an der schmalen Seite. Der Bügel verhindert, dass sich der Karabiner im Gurt beim Sichern dreht. Auch die Verschlüsse variieren von Schrauber, über Twistlock, Balllock bis hin zu Magnetkombinationen. Hier gilt es einfach zu probieren was man einfach, einhändig und in jeder Position wirklich auf bekommt.
Ich würde empfehlen einen Karabiner/Hersteller zu wählen, von dem man vermutet, dass er immer noch produziert wird, wenn man nochmal Material für den Nachstieg einkaufen geht. Baugleiche Karabiner sind im Regelfall vom Vorteil wenn man Redundanz schaffen will oder z.B. eine Gardaklemme etc. baut. Außerdem findet man sein Material leichter und ohne zusätzliche Markierung, wenn der regelmäßige Kletterpartner durchgängig einen anderen Hersteller/Farbe hat.

Auch beim Klettergurt werde ich selbstverständlich keine konkrete Kaufempfehlung geben. Aus persönlicher Erfahrung würde ich aber einen Gurt wählen der verstellbare Beinschlaufen und nicht bloß einen Gummizug hat. Ansonsten muss der Gurt natürlich passen und wenn möglich auch in beide Richtungen (enger und weiter) noch etwas Spielraum haben. Gerade wenn man sehr schlank ist, ist man schnell am Anschlag der meisten Gurte. Wenn der Gurt geschlossen ist, sollte gerade so die flache Hand noch zwischen Bauch und Gurt passen, àla Al Bundy. Dies gilt auch für die Beinschlaufen. Der geschlossene Gurt darf nicht mehr übers Becken rutschen –  das wird relevant wenn der Körperschwerpunkt recht weit oben liegt (Kind oder mit Rucksack) und man kopfüber im Gurt hängt.
Unabhängig für welchen Gurt ihr euch entscheidet, das Wichtigste ist, dass ihr euch im Laden schon mal rein setzt und ggf. auch etwas hängen bleibt. Ihr werdet später viel Zeit in dem Gurt verbringen und das nicht nur unbelastet am Boden. Sucht euch also einen in dem ihr “bequem” eine Weile sitzen/hängen könnt.

Das letzte unverzichtbare eigene Material für einen Kletteranfänger, der den Sport weiter verfolgen will, sind die Kletterschuhe. Auch wenn ich den ein oder anderen erfahrenen Kletterer bei meinen nächsten Worten förmlich schreien hören: Kauf eure Schuhe als Anfänger nicht zu eng, und lass euch das auch nicht vom Verkäufer einreden. Für alle im Wachstum gilt dies grundsätzlich. Meiner Meinung nach rechtfertigt nichts, sich in jungen Jahren schon die Füße kaputt zu machen, nur um etwas schwieriger klettern zu können. Aber auch für alle anderen Anfänger bringt es meist zu Beginn keine Vorteile übermäßig enge Schuhe zu haben. Die Vorteile enger Schuhe liegt bei kleinen Tritten, und kleine Tritte gibt ab UIAA 7 in der geraden Wand, und das schafft der durchschnittliche Anfänger meist aus anderen Gründen nicht. Verzichtet auch auf jeglichen Vorspann in den Schuhen. Und auch wenn eine weiche Sohle gelegentlich gewisse Vorteile hat (Reibung), würde ich zu einer harten Sohle raten. Zum einen werden ihr so oft an der Wand “rumkratzen”, dass eine harte Sohle einfach länger hält, aber viel wichtiger ist eigentlich das eine harte Sohle die Belastung des Antretens auf den ganzen Fuß verteilt. Wenn man gerade mit den Klettern beginnt und nicht gerade Barfußläufer oder Ballerina ist, hat man meist nicht die Kraft im Fuß sich einfach bloß mit den Zehen auf einem Tritt zu halten, hier hilft eine harte Sohle. Die Entscheidung “Klettverschluss oder Schnürschuhe” ist dann wieder ein individuelle. Wenn man die Schuhe zwischen den Routen nicht anlassen kann (Schmerzen, wie gesagt für einen Anfänger eigentlich zu eng), dann ist ein Klettverschluss von Vorteil. Hat man hingegen eine Fußform die nicht den Herstellervorgaben entspricht, kann man mit einer Schnürung meist die Schuhe besser anpassen. Auch beim Schuhkauf gilt: Ausprobieren! Sucht euch einen Laden mit Kletterwand. Die Füße sollten wirklich rundherum (gerade auch die Innen- und Außenkante neben der Spitze) gut anliegen, nicht so viel Luft wie die Straßenschuhe haben, aber es gibt auch keine Grund die Zehen permanent auf Anschlag aufzustellen.

Wenn ihr dann den ersten Satz Schuhe durch habt, oder in den oberen 6er-Bereich kommt, habt ihr meist genug Erfahrung gesammelt, um das nächste Paar Schuhe nach eurem konkreten Bedarf zu kaufen. Und selbst wenn das bequeme Paar noch nicht kaputt ist, werdet ihr es gerne für leichte Mehrseillängentouren etc. verwenden wollen und einfach noch ein zweites Paar Kletterschuhe für die schweren Routen oder Boulder im Rucksack haben.

In den meisten Läden gibt es auch fertige Sets für Einsteiger mit Gurt, Karabinern und gelegentlich auch Schuhen. Im Regelfall sind die in Ordnung, dennoch gilt das oben gesagte. Probiert es einfach vor Ort aus.

Der Vollständigkeit halber möchte ich auch noch die nachfolgende Frage beantworten: Was sollte man anziehen? Meist stellt sich die Frage eher vor dem ersten Klettern, oder dann wenn man einkaufen geht und auf die Preisschilder der kletterspezifischen Kleidung schaut. Meine Empfehlung hier lautet dann meist, einfach etwas anzuziehen was nicht zu locker sitzt, damit man nirgendwo hängen bleiben kann und nicht zu eng, damit man den vollen Bewegungsspielraum hat. Wenn man im Sandstein oder in der Halle unterwegs ist, ist es meist von Vorteile eine lange Hose anzuziehen oder wenigsten mit bedeckten Knien zu klettern, da man sich da gerne Abschürfungen zuzieht. Im Rahmen dieser recht großzügigen Grenzen geht eigentlich alles und sollte dann der Witterung angepasst werden.

Wer dann später auch in die Natur möchte, finden hier auch einen Einkaufzettel für den Nachsteiger.

 

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