Einkaufszettel für den Nachsteiger

29. April 2014 - Klettern

Wenn man das erste mal mit einen Vorsteiger außerhalb der Halle klettern geht, stellt sich für viele Anfänger zunächst die Frage: Was sollte ich eigentlich alles an Material besitzen?

Die einfache Antwort: Frag deinen Vorsteiger. Er weiß, was er an Material besitzt und kann dir sagen, was du selber mitzubringen hast. Die Kommunikation in der Seilschaft beginnt nicht erst am Fels. Als Anfänger kann man sich das ein oder andere durchaus vom Kletterpartner ausleihen. Später hat es natürlich einen finanziellen Vorteil, wenn man sich in Exen, Schlingen und Keile rein teilt und jeder Material für die “halbe Route” besitzt.

Gehen wir zunächst davon aus, dass du Gurt, Schuhe, ein Sicherungsgerät und klettertaugliche Kleidung bereits besitzt und auch ordentliches Schuhwerk und einen Rucksack um den Zustieg zum Fels zum meistern.

Selbstsicherung oder Standplatzschlinge mit variabler Länge

© CC-BY-NC-SA-4.0 - mheinzerling.de

Du brauchst in jedem Fall eine Standplatzschlinge bzw. Selbstsicherung samt großem HMS Karabiner. Gerade die Abseilösen in der Sächsischen Schweiz sind meist sehr massiv und das Material hat einen großen Durchmesser. Ein normaler Schrauber lässt sich im Regelfall nicht weit genug öffnen um sich in eine Abseilösen einzuhängen. Selbst manche HMS kommen hier an ihre Grenze. Hier gilt es einfach die Herstellerangabe zur Größe der Öffnung zu finden oder schlicht einige im Laden auszuprobieren und den Größten zu nehmen. Als Schlinge selbst bietet sich eine 80cm-120cm vernähte Bandschlinge an. Die Länge ist abhängig von der Körpergröße bzw. Armlänge. Das eine Ende befestigt man mit einem Ankerstich in der Sicherungsschlaufe am Gurt, in das andere Ende kommt der Karabiner. Nun sollte man, wenn man den Karabiner in der Hand hält, den Arm nicht mehr voll nach oben ausstrecken können. Man muss also, wenn man in der Selbstsicherung sitzt, und der Gurt noch etwas hoch rutscht, immer noch problemlos an den Karabiner kommen. Sollte die Schlinge etwas zu lang sein, kann sie mit einem oder mehreren Sackstichen verkürzt werden – so lassen sich auch mehrere Längen realisieren. Bzgl. des Material gibt es diverse Untersuchungen die entweder zu Dyneema oder Polyamid raten. Das für mich entscheide Kriterium gegen Dyneema ist schlicht die Breite der Bandschlinge. Dyneema ist relativ empfindlich gegen Querreibung über “scharfe Kanten” und da ist es besser wenn die Schlinge etwas breiter ist. Ich bevorzuge also klassischen Bandmaterial. Ob ein altes Seilstück die erhofften dynamischen Vorteile gegenüber den statischen Bandschlingen bringt, bleibt bei der Länge von knapp einem Meter zu bezweifeln. Man möchte in jedem Fall nicht in die Selbstsicherung fallen.

Weiterhin brauchst du ein Abseilgerät. Das kann eine Acht, ein Tube/ATC, ein HMS oder eines der vielen neueren Sicherungsgeräte mit Abseilfunktion sein. Für die meisten Geräte wird ein zusätzlicher (HMS-)Karabiner benötigt. Ich empfehle dringendst das Abseilen bereits einmal in der Halle zu probieren – so findet man auch das für sich passende Gerät.

Zum Abseilen gehört neben dem Abseilgerät auch immer eine Prusik zum hintersichern falls man doch mal loslässt, das Seil nicht direkt mittig eingehangen hat oder die Abseile doch länger als erwartet ist. Als Prusik eignen sich 5mm Reepschnüre, da man diese schwer mit Schlingen für andere Zwecke verwechseln kann. Als Prusik reichen 70 cm. Weiterhin benötigt man noch einen Schraubkarabiner um die Prusik am Gurt zu befestigen.

Sollte man mal am Seil wieder hoch müssen, ist es von Vorteil wenn man insgesamt zwei Prusik besitzt. Eine Längere auf 160 cm und eine Kürze um die 120 cm. Was man damit tut, könnt ihr euch von eurem Vorsteiger erklären lassen. Die Kürzere kann man abgeknotet auch beim Abseilen nehmen.

Gerade für einen Nachsteiger der nicht nur als dritter Mann/Frau mit kommt, sondern auch sichert, empfehle ich grundsätzlichen einen passenden Kletterhelm. Je nach Gelände tritt ein Vorsteiger schon mal Steine los oder lässt Material fallen. Nicht in jeder Situation kommt man als Sichernder rechtzeitig aus der Falllinie.

Beim Hersteller gibt es eigentlich kaum irgendwelche Einschränkungen, sofern das Material die Normen erfüllt, kann man gern nach Preis oder Farbe (etwas anderes als der regelmäßige Kletterpartner) gehen.

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