Freeletics – Vorteile und Kritik

26. November 2014 - Fitness

Freeletics – Vorteile und Kritik

In diesem Artikel möchte ich einige Kritikpunkte, aber auch Aspekte die mir an Freeletics gefallen erörtern. Im letzten Artikel über die Grundlagen habe ich bereits erklärt was Freeletics eigentlich ist. Dieser sollte also ggf. vorher gelesen werden.

Kritikpunkte und Nachteile

Die Hauptkritik in allen Analysen, und das muss ich so auch bestätigen, gilt immer einer möglichen unsauberen Ausführung der Übung. Wie bereits erwähnt, hat man nur die Freeletics Videos als Orientierung und keinen realen Trainer, der sich die Übungen mal anschaut. Wenn man nicht selber darauf achtet (Spiegel oder Kamera), schleichen sich schnell Fehler in die Übungen ein. In Verbindung mit dem konzeptbedingtem Zeitdruck und der jagt nach immer neuen Bestzeiten, sind nicht nur Anfänger dafür anfällig und man muss hier sehr diszipliniert sein.

Die unsauberen Ausführungen schlagen sich auf Grund der hohen Wiederholungszahlen schnell auf die Gelenke nieder und es gilt wie immer frühzeitig auf den eigenen Körper zu hören und die Motivationsparolen von Freeletics mit Vorsicht zu genießen. Wikipedia erwähnt hier explizit die hohe Belastung des Schultergürtels, aber auch Handgelenke oder Knie würde ich hier mit auflisten wollen.

Im Freeletics-Forum gab es auch mal ein kritische Meinung zu den negativen Pullups bzw. Jumping Pullups. Leider existiert dieser nicht mehr. Kernaussage war, dass die exzentrische Belastung deutlich später zu einer Erschöpfung des Muskels führt und man bei den vielen Wiederholungen gerade als Anfänger schnell übertrainiert. Das kann ich weder bestätigen noch widerlegen, und möchte es hier einfach als Warnung anfügen.

Mit dem neuen Coach hat Freeletics auch auf diverse Vorwürfe reagiert, dass relativ untrainierte Anfänger zum Übertraining angehalten würden. Die neue Version fragt nun nach jeder Woche nach dem Befinden und man kann das Training als „zu leicht“, „hart, aber ok“ und „viel zu hart“ klassifizieren und auch für die kommende Woche die Anzahl der Trainingstage (2-5) oder den Ausschluss einzelner Muskelgruppen auswählen. Auch muss man einzelne Übungen, z.B. Klimmzüge, jetzt explizit vorher freischalten.

Dennoch suggeriert das Marketing nach wie vor, dass Freeletics das Programm für Alle ist. Dem ist natürlich bei weitem nicht so. Crossfitter und Gewichtssportler werden den Kraftteil wohl nicht zu spannend findet und können ggf. noch vom Ausdauerschwerpunkt profitieren. Personen mit Übergewicht oder jemand der lange keinen Sport mehr gemacht hat, sollte sich der Thematik wohl auch eher vorsichtig näheren und ggf. vorher auch mal einen Arzt konsultieren. Aber für Kletterer mit minimaler Ausgangsfitness, so wie mich, ist es durchaus machbar.

Letzter Kritikpunkt sind dann aber noch die Transformationsvideos. Die darf man einfach nicht zu ernst nehmen, gerade jene die dann die schwitzenden Post-Workout Bilder mit der Vorherversion vergleichen und dann muss man auch immer den alten Spruch im Hinterkopf behalten: der Körper wird zu 80% in der Küche gemacht. Natürlich hat Freeletics auch einen Ernährungsguide, den ich aber im Detail nicht kenne (Ist wohl eine kohlenhytratreduzierte Rezeptsammlung), aber der Aspekt wird im Marketing gern weniger betont. Man darf also nicht erwarten, dass nur Freeletics alleine zu diesen Transformationen führen wird. Der Kalorienverbrauch (~70 – 80 Kalorien pro 5 Minuten ) ist wohl etwas höher als bloßes Joggen, aber das wird wohl bei den meisten noch nicht für das nötige Kaloriendefizit ausreichen.

Vorteil, oder warum ich es trotzdem nochmal 15 Wochen machen werden

Trotz der Länge der Liste der Kritikpunkte, gibt es keinen dem man nicht mit etwas Aufmerksamkeit begegnen kann. Und das bringt uns auch gleich zum ersten Punkt, der mir an Freeletics gefällt. Selbst mit dem Coach ist man doch wahnsinnig flexibel (s. oben). Ich entscheide den Umfang meiner Trainingswoche, sehr praktisch wenn man noch etwas nebenher macht, die (nicht) enthaltenen Übungen und ggf. auch über die Intensität der Übungen. Und sollte ich mich doch mal verplant haben, mache ich entweder noch etwas zusätzlich oder gehe einen Tag später in die nächste Woche. Wenn mir der Vergleich mit anderen nicht so wichtig ist, kann man natürlich auch die Übungen anpassen. So ziehe ich, bzw. mein Knie, die Burpees in der Crossfit-Variante den Freeletics-Burpees vor.

Ganz klar auf der Positiv-Seite ist auch die Community zu führen. Das Konzept der Follower, ob reale Freunde oder virtuelle Leidensgenossen, ist hier mal wirklich sinnvoll eingesetzt. Natürlich gilt es die Ausführung im Blick zu behalten, und nicht bloß auf die Zeit zu schauen, aber die Motivation und Unterstützung über diesen Kanal darf nicht unterschätzt werden. Trotzdem steht es jedem frei alleine zu trainieren oder auch sich einer realen Gruppe anzuschließen. Über die Woche verteilt bleibt sogar noch etwas Spielraum ob man raus in die Sonne/den Regen/den Schnee will oder alles drinnen macht.

Der dritte Vorteil dieses Programms – das wird den ein oder anderen etwas überraschen – ist, dass es etwas kostet. Zumindest bei mir wirkt es sich Positiv auf die Motivation aus, wenn ich weiß das ich dafür bezahlt habe und es jetzt auch durchziehen muss. Wie oft man schon Trainingspläne und Tabellen aus dem Internet (X Liegestütze in Y Wochen etc.) angefangen und es dann doch wieder auf Grund mäßiger Ausreden im Sand verlaufen lassen hat. Die dezente (Selbst-)Kontrolle des Coachs, durch Eintragen der Zeiten, reicht mir als Anstoß etwas zu machen aus.

Mittlerweile liefert der Coach auch meist sinnvolle Wochenprogramme, die man als ausgewogen bezeichnen kann, dazu im nächsten Artikel mehr. Als Softwareingenieur ist mir die Komplexität des Problems durchaus bewusst und so möchte ich einzelne Fehlgriffe zwar hier erwähnen, aber nicht als Kritik auflisten. In letzter Instanz sind wir mündige Sportler und kennen unseren Körper natürlich am besten und können so den Trainingsvorschlag eines Softwarecoachs interpretieren und anpassen. Wer nicht den Coach benutzen will muss derzeit leider mit einer reduzierten gratis Auswahl an Workouts und Übungen vorlieb nehmen. Ein Option, nur die Übungen freizuschalten gibt es nicht mehr (Früher mal ProApp genannt).

Was mir am meisten an Freeletics gefällt, ist dass es einfach Spaß macht. Nicht immer vor oder beim Training, aber auf jeden Fall danach. Die Fortschritte sind gut messbar und die Erfolge durchaus sichtbar. Das möchte ich aber im nächsten Artikel weiter ausführen. Dieser wird aber wohl noch ein paar Tage auf sich warten lassen, da ich einige Workouts aus den Anfängen nochmal zum Vergleich nach 15 Wochen machen möchte, um die Fortschritte zu dokumentieren.

Wer es mal mit dem Coach probieren möchte (Gutschein) oder in der gratis Variante und/oder moralische Unterstützung braucht, darf mir gerne folgen. Ich stehe mit Klarnamen in der App.

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