Tödlicher Kletterunfall in Thalkirchen durch unvollständigen Partnercheck
7. Oktober 2014 - Klettern / Unfall
Noch bevor ich ausführlich über den letzten Kletterunfall in Thalkirchen vom 8. Mai berichten konnte, hat sich am Sonntag (05. Oktober 2014) ein weiterer Unfall bei München ereignet, diesmal mit tödlichem Ausgang.
Eine 45-jährige Münchner Kletterin verlor beim Abklettern einer im toprope-gesichteren 5+/6- den Halt. Sie stürzte ins Seil, wobei sich der Sicherungsknoten löste. Technische Mängel, sowie ein Fremdverschulden aus strafrechtlicher Sicht können ausgeschlossen werden. Der tödliche Absturz ist auf einen fehlerhaften Sicherungsknoten zurückzuführen, mit dem sich die erfahrene Kletterin selbst eingebunden hatte.
Wie hätte man diesen Unfall in Thalkirchen vermeiden können?
- Ein gründlicher Partnercheck hätte den falschen Knoten mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgedeckt. Dabei gilt es zunächst den optischen Eindruck des Knoten und des Gurtes durch den Kletterpartner zu beurteilen. Darüber hinaus sollte man, auch als schüchterner Anfänger mit fremden Kletterpartner, mal in den Gurt und an den Knoten greifen und etwas Belastung auf die Sicherung bringen. Selbiges gilt für die Kontrolle des Karabiners des Sichernden. Visuelle Kontrolle ist ein erster Schritt, aber einfach mal am Material “wackeln” ist nur ein geringer Mehraufwand um noch sicherer zu sein.
- Im Allgemeinen sollte man das Einbinden nie Unterbrechen. Unser Gehirn hakt es dann erfahrungsgemäß als “erledigt” ab und wenn wir uns wieder auf den Klettervorgang konzentrieren, wird nahtlos mit dem nächsten Schritt – dem Einstieg in die Wand – weitergemacht.
Diese Art von Fehlern treten vermehrt bei erfahrenen bzw. routinierten Kletterern auf. Die Routine macht einen anfällig dafür einzelne Schritte zu überspringen. Im harmlosesten Fall steigt man ohne Schuhe ein, kritischer wird es wenn man ohne Seil einsteigt und es erst an der ersten Exe merkt. Aber auch mir ist es schon einmal passiert, dass ich am Ende der Begehung beim Ablassen feststellte, dass mein Gurt noch offen war.
P.S. Ich versuche nach wie vor verlässliche Informationen zu dem Unfall im Mai zu bekommen, und werde dann an dieser Stelle darauf eingehen, ob wirklich ein technisches Versagen des GriGri2 vorlag oder es eine Fehlbedienung war.
Nachtrag vom 13. Oktober:
Nach Angaben der Kletterhalle handelte es sich bei dem Einbindeknoten um einen zurückgesteckten Achterknoten, der nicht vollständig zurück gefädelt wurde. Mit diesen zusätzlichen Informationen ist somit auch bestätigt, dass kein korrekter Partnercheck stattgefunden hat. Der Achterknoten sollte kompakt, vollständig und die Einzelstränge parallel geknotet sein (s. Abbildung) und ist so auch leicht zu kontrollieren. Ggf. wird der Knoten an den Einzelsträngen fest gezogen und enthält auch keine “Augen” mehr, an den man hängen bleiben könnte und den Knoten so öffnen.
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